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Neuartiges Selbstsicherungssytem in Klettergärten
04.07.2013 Veröffentlicht auf: www.technikjournal.de
Smarte Technik für Baumkletterer
Klettern erlebt zurzeit einen Boom. Gerade Hochseilgärten stehen hoch im Kurs. Ist ein solcher Besuch mit Risiken verbunden? Die Allgäuer Firma Edelrid bietet seit zwei Jahren das System Smart Belay an, das Unfälle unmöglich machen soll. Wie zuverlässig ist das?
Wer in einem Hochseilgarten klettern möchte, ist auf eine Selbstsicherungstechnik angewiesen. Voraussetzung ist, dass jeder Kletternde sich mit der Technik beschäftigt, sie in kurzer Zeit erlernt und dann am besten fehlerfrei beherrscht.
Das Sicherungsprinzip ist einfach. Der Kletternde soll auf einem Parcours verschiedene Kletterelemente bewältigen. Hierbei ist der Kletterer angehalten, sich immer an einem fest installierten Stahlseil zu sichern.
Die konventionelle Technik
Herkömmlich verwendet man dazu zwei durch ein Seil verbundene Karabiner. Von diesen muss immer mindestens einer im Stahlseil eingehakt sein. Meist ist schon dann die Verwirrung perfekt. Die Sicherheit liegt also bei jedem Einzelnen und seinen Fähigkeiten. In sogenannten Seilrutschen musst zusätzlich eine Seilrolle einhängt werden. Wieder ein Gerät, welches erst kennengelernt werden muss. Drei Geräte sollen also fehlerfrei bedient werden. Zusätzlich zur Seilrolle und den Karabinern kommt dann noch die Aufregung, weil man sich ungewohnter Höhe befindet.
Der BronxRock-Kletterwald in Bonn verwendet so ein konventionelles System. Matthias Spieß, ein Parkleiter des Kletterwalds, kennt aber auch die neue Technik. Er sieht die Gefahr des versehentlichen Komplettaushängens eher gelassen.
"Wenn sich ein Teilnehmer bei uns komplett aushängt, liegt das meist daran, dass die Person in der Einweisung nicht aufgepasst hat." Jeder Teilnehmer wird, bevor er anfangen darf zu klettern, in das Klettermaterial eingewiesen. Er bekommt auch erklärt, wie die Geräte funktionieren und dass man immer nur einen Karabiner öffnen sollte. "Dazu absolviert jeder Teilnehmer den sogenannten Einweisungsparcours. Hier nehmen wir jeden Kletterer in Augenschein und machen ihn auf Defizite aufmerksam." Hinzu komme, sagt Matthias Spieß: "Für mich persönlich definiert sich Klettern auch über das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten."
Eine Gegenüberstellung von Smart Belay und einem herkömmlichen Sicherungssystems
Das neue System
Mit dem Smart Belay brachte die Allgäuer Firma Edelrid 2010 ein neuartiges System auf den Markt und gewann damit den Outdoor Industry Award. Mit den normalen Karabinern musste immer selber darauf achten, dass ein Karabiner eingehakt bleibt. Das Smart Belay blockiert automatisch das Öffnen des zweiten Karabiners so lange, bis der Erste wieder eingehakt ist. Erst wenn der erste Karabiner wieder am Seil fixiert ist, lässt sich der Andere öffnen. Die Gefahr des ungesicherten Kletterns soll auf ein Minimum reduziert werden. Im Freiraum Kletterwald in Hennef wird die neue Technik seit 2012 verwendet.
Stefan Schiffer, ein Trainer des Parks, erklärt: "Wir haben das Smart Belay eingeführt, um das Klettern für unsere Kunden sicherer zu machen. Ein versehentliches Aushängen verhindert das Smart Belay zuverlässig." Trotzdem könnten fahrlässige Kletterer das System überlisten. "Wer es durchschaut, könnte auch mutwillig einen Karabiner mit dem Finger verschließen", erklärte Trainer Schiffer. Trotzdem sagt er: "Smart Belay erfüllt seinen Sinn sehr gut, wir sind mit dem System sehr zufrieden."
Einen Pluspunkt hat das Smart Belay mit dem Element Seilrutsche. In das Gerät sind Seilrollen eingelassen, die jederzeit ein Fahren über das Seil ermöglichen. Es ist also keine zusätzliche Seilrolle nötig. Trainer können dadurch Teilnehmer einfach auf dem Seil schieben, falls Rettung nötig ist. Durch die geringe Reibung soll das Gerät laut Hersteller auch die Anlagen schonen.
Die Kommunikation zwischen den Karabinern
Damit sich immer nur ein Karabiner umhängen lässt, müssen diese miteinander kommunizieren. "Die Kommunikation zwischen den Karabinern erfolgt über einen Bautenzug. In beiden Karabinern ist eine Vorrichtung, die den Bautenzug auf Spannung setzt oder entspannt. Somit lässt sich immer nur einer öffnen", erklärt der Diplom-Ingenieur Richard Heinz von der Firma Edelrid. "Im Prinzip kann man sich vorstellen, dass ein Stück Draht zwischen den Karabinern liegt, was nach rechts oder links verschoben wird."
Zum Öffnen muss wie bei der alten Technik auch ein Entriegelungsknopf gedrückt werden. Geschlossen wird der Karabiner durch das Ziehen am Seil. Dann wird Druck auf die integrierte Seilrolle ausgeübt und das System schnappt zu. Hier ist auch der Schwachpunkt des Systems, denn der Karabiner registriert nur den Druck zum Schließen. Ob der Druck wie gewünscht vom Stahlseil stammt oder ob das System von einem Finger verschlossen wurde, erkennt der Karabiner nicht.
Gutes Handling
Überholen langsamerer Kletterer ist mit dem Smart Belay auch möglich. Jedoch ist das keine wirkliche Neuerung, denn das ging mit der alten Technik ebenfalls. Das Smart Belay Sicherungssystem ist in verschiedenen Varianten erhältlich und kostet knapp 300 Euro ohne Gurt. Bisherige Systeme sind für etwa den gleichen Preis zu haben, allerdings ist hier der Gurt im Preis eingeschlossen.
Die Kommunikation zwischen den Karabinern ist im Smart Belay gut umgesetzt und funktioniert tadellos. "Bei vielleicht 4 Prozent aller Probleme hat das mit der Kommunikation zwischen ihnen zu tun", bestätigt Stefan Schiffer vom Kletterwald Hennef. Matthias Spieß zieht hingegen das Fazit, dass die eigentliche Innovation zwar gelungen sei. Doch ein System, das nie getäuscht werden könne, werde es wohl nie geben.
Die Produktseite des Herstellers Edelrid. Smart Belay soll das klettern noch sicherer machen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Seilgarten
Allgemeine Informationen zu Hochseilgärten, deren Aufbau und Sicherungskonzepten die zum tragen kommen.
http://www.kletterwald-hennef.de/
Die Homepage des Freiraum Kletterwaldes Hennef. Sie verwenden das Smart Belay.
http://kletterwald-bonn.de/kletterwald
Website des BronxRock Kletterwaldes.
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